Anfang Juli waren drei Mitarbeiterinnen des BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) in mehreren Klassen an unserer Schule zu Besuch. In zwei neunten Klassen boten die Fachfrauen für Globales Lernen Workshops zum Thema „Wasser“ an. In den Blick genommen wurde der unsichtbare Wasserverbrauch im Alltag. Die Schülerinnen und Schüler bekamen umfangreiche Informationen zum Thema „Virtuelles Wasser“ und wurden für das Problem der weltweiten Wasserknappheit sensibilisiert.
In einer achten und einer neunten Klasse wurde am nächsten Tag jeweils ein Planspiel zum Thema „Flucht und Migration“ durchgeführt. Die Schüler bekamen Rollen zugeteilt, in die sie sich einfinden mussten. Da sie wegen einer illegalen Demonstration in ihrem Land verhaftet worden waren, so der theoretische Hintergrund des Planspieles, sollten sie aus ihrem Heimatland fliehen. Dazu mussten verschiedene Aufgaben bewältigt werden. Ein schwieriges Unterfangen war bereits die schnelle Abreise. Nur eine Minute hatten die Spieler beispielsweise Zeit, ihre Siebensachen in Form von Kärtchen aus einem Haufen zusammenzusuchen und zu packen. Dabei wurde nicht immer das mitgenommen, was sinnvoll war, sondern manchmal auch das, was auf die Schnelle gut greifbar war. Entscheidungen mussten häufig unter Zeitdruck getroffen werden, z.B. ob die Landesgrenze mit dem Bus, dem Auto oder zu Fuß passiert werden soll.
Die Schülerinnen und Schüler waren beeindruckt von den Erlebnissen, die sie während des Planspieles machten. Immer wieder fühlten sie sich in der Rolle als Flüchtende der Willkür und Bestechlichkeit der Polizisten und Grenzbeamten ausgesetzt. Auch dass es als Gruppe im Vergleich zu Einzelpersonen so viel schwerer war, die einzelnen Aufgaben zu bewältigen, beispielsweise die Grenze zu überqueren, hinterließ einen tiefen Eindruck. „Man will doch als Familie zusammen bleiben, das ist doch das eigene Kind“, damit begründete eine Schülerin sehr emotional ihre Entscheidungen während des Spiels. Dass ihre Flucht so viel Geld kosten würde, auch damit hatten die meisten Mitspieler nicht gerechnet. Eine Schülerin meinte: “Ich hätte nicht gedacht, dass es wichtig sein könnte, wertvollen Schmuck als Tauschmittel mitzunehmen“.
Die Auswertung im Anschluss zeigte, dass sich die Schülerinnen und Schüler durch diese Herangehensweise sehr persönlich und sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt haben.
Lucia Karle
Das Foto zeigt die Teilnehmer beim Packen: Nur fünf Gegenstände durften in der Eile des Aufbruchs mitgenommen werden.